Freitag, den 20. Februar 2015

Schöner, wirklich sehr schöner Eklat im Rheingau. Ludwig Fienhold schreibt:

Hier scheiden sich die Weingeister: Für die einen ist es ein Spuk, für die anderen sind es besonders geistvolle Weine. Manche behandeln die weißen und roten Burgunder gar wie Asylbewerber, die im Rheingau nichts zu suchen hätten. Dabei sind sie eine Bereicherung für die Riesling-Region. Chat Sauvage gehört inzwischen zum Besten, was die Weinwelt in Deutschland zu bieten hat.
Es ist schon sehr mutig, ausgerechnet in der Riesling-Bastion Rheingau Chardonnay und Pinot Noir französischen Zuschnitts zu erzeugen. Damit macht man sich gleich viele Feinde, die solche Weine erst gar nicht probieren wollen. Dabei sind die Weine von Chat Sauvage Ausnahmeerscheinungen mit Individualität und Charakter. Die Chardonnays sind elegant und schlank und damit das Gegenteil der oft fetten gleicher Spezies, die durch ihren lauten Holzausbau nach einer ganzen Schreinerei riechen und mit klebriger Buttrigkeit und künstlich wirkender Vanille schreiend laut erscheinen. Der Rheingau Chardonnay von Chat Sauvage ist kristallklar und animiert zum Weitertrinken – im Gegensatz zu vielen Chardonnays, die langweilen und uns bereits nach dem ersten Glas müde und satt machen. Der Clos de Schulz, neckisch nach dem Weingutsbesitzer Günter Schulz benannt, fällt noch etwas spannungsreicher aus und kommt aus der ummauerten Lage Winkler Dachsberg – ähnlich wie im Burgund, wo man die abgeschlossenen „Clos“ ebenfalls als schützende Einrichtung kennt und einsetzt.
Chat Sauvage bestehen aus 70 verschiedenen Weinbergen zwischen Winkel und einmal 400 Quadratmeter auf. Den Großteil von 80 Prozent macht der Steillagen, die ausschließlich von Hand bewirtschaftet werden. Minimale Erträge, mehrfaches Selektieren der Trauben, 18 Monate Ausbau in kleinen Eichenholzfässern sowie eine schonende Flaschenabfüllung ohne Filtration gehören zum